Ab Januar 2021 gilt bundesweit die „Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung“ (OPFEP). „Wir machen die Fahrausbildung noch besser, objektiver und transparenter“, sagt Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur. „Mit dem neuen Verfahren schaffen wir ausführliche Standards – vom digitalen Prüfprotokoll bis zum Feedbackgespräch. Das sind klare Vorgaben für mehr Verkehrssicherheit!“ Die neue Fahrerlaubnisprüfung soll dazu beitragen, das besonders hohe Unfallrisiko von Fahranfängern weiter zu verringern. Damit leistet sie auch einen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit insgesamt. Kern der OPFEP ist ein ausführlicher Katalog, der erstmalig alle Anforderungen zu sicherheitsrelevanten Fahraufgaben und deren Bewertungskriterien im Detail beschreibt. Was ist bei der Fahrt in einem Kreisverkehr zu beachten? Wie erfolgt ein Spurwechsel zum Beispiel auf der Autobahn sicher? Was ist beim Rechtsabbiegen an einer Kreuzung zu beachten? Die geltenden Bewertungs- und Entscheidungskriterien wurden konkretisiert, erweitert und an neue verkehrswissenschaftliche Erkenntnisse zu typischen Fahranfängerdefiziten angepasst. Die festgelegten Fahraufgaben, Kompetenzbereiche und dazugehörigen Bewertungskriterien schaffen eine ausdifferenzierte Basis für ein objektives und transparentes Prüfungsverfahren. Gleichzeitig ist der Katalog eine wichtige Grundlage für die Ausbildung, weil er beschreibt, was gutes und sicheres Autofahren ausmacht.
Die Optimierung der Fahrerlaubnisprüfung ist das Ergebnis langjähriger Forschungsarbeit. Ziel war es, eine möglichst transparente Entscheidungsfindung bei der Prüfungsfahrt zu ermöglichen. In diesem Sinne sind die geltenden Prüfrichtlinien weiterentwickelt und um genaue Maßstäbe sowie eine digitale Dokumentation ergänzt worden. „Die OPFEP gibt den Fahrprüferinnen und -prüfern exakte Kriterien an die Hand, mit denen sie die Ausführung der Fahraufgaben beurteilen können“, sagte Dr. Dirk Stenkamp, Präsident des TÜV-Verbands und CEO TÜV NORD. „Während der Prüfung werden die Leistungen mit Hilfe eines digitalen Prüfprotokolls dokumentiert. Damit erleichtern wir den Prüfern die objektive Einschätzung der Fahrleistung und schaffen gleichzeitig mehr Transparenz für die Prüflinge.“ Beim elektronischen Prüfprotokoll (ePp) handelt es sich um eine Software, welche die Prüfer:innen auf einem Tablet-Computer bedienen. Im ePp werden die durchzuführenden Fahraufgaben sowie die jeweiligen Bewertungskriterien (überdurchschnittliche Leistungen und Fehler) angezeigt. Nach der Prüfungsfahrt bewerten und dokumentieren die Prüfer:innen zusammenfassend die Fahrkompetenz der Bewerber:innen. So gelangen sie transparent und strukturiert von festgestellten Einzelereignissen über die zusammenfassende Fahrkompetenzeinschätzung zur Prüfungsentscheidung. Alle Entscheidungen – von der Bewertung einzelner Verhaltensweisen bis zur Prüfungsentscheidung – treffen auch bei der Verwendung des ePp die Prüfer:innen – das Programm unterstützt, der Mensch entscheidet.
Einheitliche Kriterien für noch mehr Transparenz und Qualität
In einem ausführlichen Gespräch im Anschluss an die Prüffahrt erhalten die Fahrschüler:innen künftig ein ausführliches Feedback und eine Einschätzung ihrer Fahrkompetenz. Außerdem erhalten die Prüflinge eine schriftliche Leistungsrückmeldung zum Niveau ihrer Fahrkompetenz, und zwar unabhängig davon, ob sie die Prüfung bestanden haben oder nicht. Diese Informationen sind sowohl für die Nachschulung in der Fahrschule bei nicht bestandener Prüfung hilfreich, sondern auch für den weiteren Fahrerfahrungsaufbau nach einer erfolgreichen Prüfung, zum Beispiel für das Begleitete Fahren ab 17 Jahren.
Die Fahrausbildung ist eine wichtige Säule der Verkehrssicherheit in Deutschland. Trotz der bereits hohen Qualität der Ausbildung weisen Fahranfänger:innen ein überproportional hohes Unfallrisiko auf. Laut aktueller Unfallstatistik des Statistischen Bundesamts wurde 2019 jeder fünfte Unfall mit Personenschaden, bei dem Pkw-Fahrer:innen die Hauptverursacher waren, von 18- bis 24-Jährigen verursacht. Die OPFEP soll dieses Risiko weiter reduzieren. Zur Durchführung aller Fahraufgaben während der Prüfung, der Fahrkompetenzeinschätzung und der umfänglichen Rückmeldung an den Bewerber verlängert sich die Prüfungsdauer um zehn Minuten. Davon entfallen fünf Minuten auf die reine Fahrzeit.
Die methodischen und inhaltlichen Verbesserungen entstanden in enger Zusammenarbeit von TÜV | DEKRA arge tp 21, den Technischen Prüfstellen von TÜV und DEKRA, dem Institut für Prävention und Verkehrssicherheit, der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Behörden und der Bundesanstalt für Straßenwesen. Die Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung ist das Ergebnis eines langjährigen Forschungs- und Entwicklungsprozesses. Sie wurde wissenschaftlich untersucht und in rund 9.000 Prüfungen unter realen Bedingungen erfolgreich erprobt. Die Einführung der OPFEP erfolgt mit der 13. Änderungsverordnung der Fahrerlaubnis-Verordnung zum 1. Januar 2021.