Unfallzahlen 2024: Weniger Verkehrstote, aber keine Trendwende

Trotz leichtem Rückgang bleibt die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten hoch. TÜV-Verband mahnt sichere Infrastruktur, strengere Kontrollen und bessere Prävention an.

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Berlin, 09. Juli 2025 – Das Statistische Bundesamt hat heute die Unfallstatistik für das Jahr 2024 veröffentlicht. Die endgültigen Zahlen kommentiert Fani Zaneta, Referentin für Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit beim TÜV-Verband:

„Täglich sterben acht Menschen im deutschen Straßenverkehr. Im Jahr 2024 waren es insgesamt 2.770. Das sind zwar rund 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr, aber noch immer deutlich zu viele, um von einer Trendwende zu sprechen. Der Straßenverkehr in Deutschland ist für viele Menschen noch immer zu gefährlich. Sicherheit im Straßenverkehr darf kein Zufall sein, sondern braucht entschlossenes politisches Handeln.“

Schutz für die Schwächsten im Verkehr bleibt unzureichend

„Besonders groß ist der Handlungsbedarf bei der Sicherheit schwächerer Verkehrsteilnehmer:innen. Fast zwei Drittel der innerorts Getöteten waren 2024 zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Im Schnitt wird alle 19 Minuten ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt. Diese Zahlen belegen, dass der Verkehrsraum in vielen Städten noch nicht sicher genug ist. Eine moderne und verantwortungsvolle Verkehrspolitik muss den Schutz von Kindern, älteren Menschen, Radfahrenden und Fußgänger:innen in den Mittelpunkt stellen. Sichere Rad- und Fußwege, übersichtliche Kreuzungen und eine gerechtere Verteilung des Verkehrsraums sind dafür die Grundlage. Städte und Kommunen brauchen die notwendigen Spielräume, um Gefahrenstellen zu entschärfen und sichere Verkehrswege zu schaffen.“

Verkehrssicherheit braucht sichere Infrastruktur und konsequente Kontrollen

„Der Straßenverkehr muss so gestaltet werden, dass Fehler nicht tödlich enden. Neben baulichen Maßnahmen braucht es eine konsequente Überwachung von Verkehrsregeln. Allein 2024 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt mehr als 2,4 Millionen Tempoverstöße registriert. Geschwindigkeitsverstöße waren im Jahr 2024 die Hauptursache für Verkehrsunfälle. Trotzdem fehlt es an spürbaren Konsequenzen und vielerorts an Kontrollen. Mehr Polizeipräsenz im Straßenverkehr, höhere Bußgelder und klare Regeln sind dringend notwendig, um Geschwindigkeitsverstöße, Alkoholfahrten und anderes Fehlverhalten wirksam einzudämmen. Insbesondere die Zahl der Alkoholunfälle zeigt, dass bestehende Regelungen nicht ausreichen: Fast 200 Menschen starben 2024 bei Alkoholunfällen. Wer alkoholisiert ein Fahrzeug lenkt, gefährdet sich und andere. Die Grenze für eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung sollte daher unbedingt von derzeit 1,6 auf 1,1 Promille gesenkt werden.“

Altersgerechte Mobilität sicher gestalten

„Der demografische Wandel stellt den Straßenverkehr vor neue Herausforderungen. Mit zunehmendem Alter steigt das Unfallrisiko, oft aufgrund nachlassender Reaktionsfähigkeit oder Fehleinschätzungen im Straßenverkehr. 40 Prozent aller Getöteten waren im vergangenen Jahr über 65 Jahre alt. Die meisten von ihnen kamen als Pkw-Insass:innen ums Leben (434 Getötete). Um diese Opferzahlen zu senken, sind Rückmeldefahrten ab 75 Jahren ein wichtiges Instrument. Sie unterstützen ältere Autofahrer:innen bei der sicheren Verkehrsteilnahme und helfen dabei die eigene Fahrkompetenz realistisch einzuschätzen. So bleibt individuelle Mobilität erhalten, ohne die Sicherheit im Straßenverkehr zu gefährden.“

Auch im Rad- und Fußverkehr ist die Zahl der Opfer über 65 Jahren dramatisch: 135 Senior:innen starben mit dem Pedelec, 150 mit dem Fahrrad ohne Motor. Neben der persönlichen Verantwortung ist nach Ansicht des TÜV-Verbands eine altersgerechte Infrastruktur notwendig: gut erkennbare Fahrspuren, sichere Querungen und geschützte Radwege helfen, Unfälle von vornherein zu vermeiden.

Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben sind endgültigen Daten des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2024. Die Zahlen sind abrufbar unter: www.destatis.de
Grundlage der Angaben zu  Geschwindigkeitsverstößen sind Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes für das Jahr 2024. Sie sind abrufbar unter: www.kba.de