TÜV Digital Sustainability Studie 2025

Jeder Klick kostet Ressourcen: Die TÜV Digital Sustainability Studie 2025 zeigt, wie Verbraucher:innen die Umweltbelastung digitaler Geräte bewerten.

Defekte digitale Geräte liegen in einem überfüllten Mülleimer.
© Nordpunkt

Ob Smartphone, Laptop oder Cloud-Dienste – digitale Technologien prägen unseren Alltag. Doch der Boom der Digitalisierung bringt auch ökologische Herausforderungen mit sich: steigender Strombedarf, wachsende Müllberge durch Elektronikgeräte und Belastungen für Umwelt und Klima. Die TÜV Digital Sustainability Studie 2025 beleuchtet, wie wichtig Nachhaltigkeit für Verbraucher:innen in Deutschland wirklich ist – von der Kaufentscheidung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung digitaler Geräte.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 1.009 Personen ab 16 Jahren in Deutschland. Sie untersucht, wie Verbraucher:innen Nachhaltigkeit beim Kauf, der Nutzung und Entsorgung von Digitalgeräten bewerten – und welche politischen Maßnahmen sie unterstützen.

Kernergebnisse der Studie

Unterstützung für gesetzliche Vorgaben

  • 86 Prozent befürworten Ökodesign-Verordnung & Recht auf Reparatur.
  • 85 Prozent wollen, dass die Einhaltung von Umweltvorgaben durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert wird.
  • 64 Prozent achten beim Kauf bereits auf Prüfzeichen und Nachhaltigkeitssiegel.

Nachhaltigkeit beim Kauf

  • Nur 17 Prozent gewichten Nachhaltigkeit als ausschlaggebend.
  • 59 Prozent priorisieren Preis, Funktionalität und Design.
  • Dennoch:
    • 74 Prozent finden Langlebigkeit sehr wichtig
    • 50 Prozent achten auf Energieeffizienz
    • 45 Prozent auf Reparierbarkeit
    • 30 Prozent auf Recyclingfähigkeit

Gebrauchte Geräte im Trend

  • 35 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren ein gebrauchtes Smartphone, Tablet oder IT-Gerät gekauft.
  • 15 Prozent entschieden sich für ein refurbished Gerät, 13 Prozent für ein „normal gebrauchtes“ Gerät, 6 Prozent für beides.

Defekte und Reparaturen

  • 32 Prozent hatten in den letzten fünf Jahren einen Smartphone-Defekt.
  • Häufigste Probleme: Akkus (61 Prozent), Bildschirme (52 Prozent), Ladeanschlüsse (32 Prozent).
  • 58 Prozent ließen reparieren – 42 Prozent verzichteten, vor allem wegen Kosten oder fehlender Ersatzteile.

    Umweltbelastung durch Digitalisierung

    • Elektroschrott steigt von 62 Mio. Tonnen (2022) auf voraussichtlich 82 Mio. Tonnen (2030).
    • Nur 20 Prozent werden derzeit offiziell gesammelt und recycelt.

    Risiken durch Direktimporte

    Ein rasanter Anstieg von Direktimporten aus Drittstaaten belastet die Nachhaltigkeit und Sicherheit:

    • 4,6 Milliarden Lieferungen unter 150 Euro im Jahr 2024, 91 Prozent aus China.
    • 16 Prozent der kontrollierten Produkte wurden zurückgewiesen – häufig wegen fehlender CE-Kennzeichnung, Sicherheitsmängeln oder Umweltdefiziten.
    • Besonders problematisch: fehlende Sicherheitsupdates, Stromschlagrisiken, chemisch belastetes Spielzeug.

    Die Empfehlungen des TÜV-Verbands: Rechtsdurchsetzung und Marktzugang 

    1. Unkontrollierten Marktzugang erschweren: Abschaffung des Zollfreibetrags von 150 Euro
    2. Online-Plattformen in die Verantwortung nehmen: Verpflichtung für Direktversender, nicht-konforme Produkte eigenständig zu entfernen
    3. Staatliche Rechtsdurchsetzung verbessern: Stärkere Marktüberwachung und Zollkontrollen in der EU.

    Politikempfehlungen des TÜV-Verbands

    1. Von der Strategie in die Praxis: Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie konsequent umsetzen
    2. Vertrauen in Reparierbarkeit stärken: Recht auf Reparatur national verankern und durch ein Prüfzeichen „Ready for Repair“ sichtbar machen
    3. Standardisierung digitaler Produktpässe vorantreiben
    4. Öffentliche Beschaffung als Hebel für Ressourcenschonung nutzen

    Download

    Studienbericht "Nachhaltigkeit und Konsumverhalten bei digitalen Geräten"