Ob Smartphone, Laptop oder Cloud-Dienste – digitale Technologien prägen unseren Alltag. Doch der Boom der Digitalisierung bringt auch ökologische Herausforderungen mit sich: steigender Strombedarf, wachsende Müllberge durch Elektronikgeräte und Belastungen für Umwelt und Klima. Die TÜV Digital Sustainability Studie 2025 beleuchtet, wie wichtig Nachhaltigkeit für Verbraucher:innen in Deutschland wirklich ist – von der Kaufentscheidung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung digitaler Geräte.
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter 1.009 Personen ab 16 Jahren in Deutschland. Sie untersucht, wie Verbraucher:innen Nachhaltigkeit beim Kauf, der Nutzung und Entsorgung von Digitalgeräten bewerten – und welche politischen Maßnahmen sie unterstützen.
Kernergebnisse der Studie
Unterstützung für gesetzliche Vorgaben
- 86 Prozent befürworten Ökodesign-Verordnung & Recht auf Reparatur.
- 85 Prozent wollen, dass die Einhaltung von Umweltvorgaben durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert wird.
- 64 Prozent achten beim Kauf bereits auf Prüfzeichen und Nachhaltigkeitssiegel.
Nachhaltigkeit beim Kauf
- Nur 17 Prozent gewichten Nachhaltigkeit als ausschlaggebend.
- 59 Prozent priorisieren Preis, Funktionalität und Design.
- Dennoch:
- 74 Prozent finden Langlebigkeit sehr wichtig
- 50 Prozent achten auf Energieeffizienz
- 45 Prozent auf Reparierbarkeit
- 30 Prozent auf Recyclingfähigkeit
Gebrauchte Geräte im Trend
- 35 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwei Jahren ein gebrauchtes Smartphone, Tablet oder IT-Gerät gekauft.
- 15 Prozent entschieden sich für ein refurbished Gerät, 13 Prozent für ein „normal gebrauchtes“ Gerät, 6 Prozent für beides.
Defekte und Reparaturen
- 32 Prozent hatten in den letzten fünf Jahren einen Smartphone-Defekt.
- Häufigste Probleme: Akkus (61 Prozent), Bildschirme (52 Prozent), Ladeanschlüsse (32 Prozent).
- 58 Prozent ließen reparieren – 42 Prozent verzichteten, vor allem wegen Kosten oder fehlender Ersatzteile.
Umweltbelastung durch Digitalisierung
- Elektroschrott steigt von 62 Mio. Tonnen (2022) auf voraussichtlich 82 Mio. Tonnen (2030).
- Nur 20 Prozent werden derzeit offiziell gesammelt und recycelt.
Risiken durch Direktimporte
Ein rasanter Anstieg von Direktimporten aus Drittstaaten belastet die Nachhaltigkeit und Sicherheit:
- 4,6 Milliarden Lieferungen unter 150 Euro im Jahr 2024, 91 Prozent aus China.
- 16 Prozent der kontrollierten Produkte wurden zurückgewiesen – häufig wegen fehlender CE-Kennzeichnung, Sicherheitsmängeln oder Umweltdefiziten.
- Besonders problematisch: fehlende Sicherheitsupdates, Stromschlagrisiken, chemisch belastetes Spielzeug.
Die Empfehlungen des TÜV-Verbands: Rechtsdurchsetzung und Marktzugang
- Unkontrollierten Marktzugang erschweren: Abschaffung des Zollfreibetrags von 150 Euro
- Online-Plattformen in die Verantwortung nehmen: Verpflichtung für Direktversender, nicht-konforme Produkte eigenständig zu entfernen
- Staatliche Rechtsdurchsetzung verbessern: Stärkere Marktüberwachung und Zollkontrollen in der EU.
Politikempfehlungen des TÜV-Verbands
- Von der Strategie in die Praxis: Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie konsequent umsetzen
- Vertrauen in Reparierbarkeit stärken: Recht auf Reparatur national verankern und durch ein Prüfzeichen „Ready for Repair“ sichtbar machen
- Standardisierung digitaler Produktpässe vorantreiben
- Öffentliche Beschaffung als Hebel für Ressourcenschonung nutzen
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Studienbericht "Nachhaltigkeit und Konsumverhalten bei digitalen Geräten"