Seit Juli 2023 ist die Partikelanzahlmessung (PN-Messung) Bestandteil der Abgasuntersuchung (AU) für Dieselfahrzeuge der Emissionsklasse Euro 6/VI. Dabei wird die Anzahl ultrafeiner Partikel direkt am Auspuffendrohr gemessen – eine Methode, die Defekte und Manipulationen an modernen Abgasnachbehandlungssystemen zuverlässig erkennt. ASA, DEKRA, TÜV-Verband und Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) bewerten die Einführung dieser modernen Messtechnik als wichtigen Schritt für mehr Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschutz im Straßenverkehr.
Ergebnisse aus dem Messjahr 2024 zeigen hohen Handlungsbedarf
Rund 4,5 Millionen Dieselfahrzeuge wurden im Jahr 2024 mit PN-Messung untersucht. Bei über 130.000 Fahrzeugen (2,95 %) wurden erhebliche Mängel festgestellt. Zwei Drittel dieser Fahrzeuge hätten ausschließlich durch die On-Board-Diagnose (OBD) keine Beanstandung erhalten – sie wären ohne Endrohrmessung unentdeckt geblieben. Besonders auffällig: Fahrzeuge mit mehr als zehn Jahren Betriebsdauer weisen mit über sechs Prozent eine deutlich höhere Fehlerquote auf.
Beitrag zur Luftqualität und zum Klimaschutz
Ultrafeine Partikel aus Dieselabgasen gefährden nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern wirken auch als Klimagas. Insbesondere Rußpartikel (Black Carbon) tragen zur Erwärmung bei, indem sie die Reflexionsfähigkeit von Eisflächen verringern. Die regelmäßige technische Kontrolle durch PN-Messung identifiziert hoch emittierende Fahrzeuge („Gross Polluter“) zuverlässig und zwingt zur Instandsetzung – ein entscheidender Hebel für nachhaltige Emissionsminderung.
Die Empfehlungen
Ausweitung auf Euro-5b-Fahrzeuge: Diese Fahrzeugklasse stellt einen relevanten Anteil am Bestand dar und ist meist bereits mit Partikelfilter ausgestattet. Eine Einbeziehung in die PN-Messung wäre technisch möglich und ökologisch sinnvoll.
EU-weite Harmonisierung der Verfahren: Aktuell unterscheiden sich nationale Systeme in wichtigen Details – etwa bei Grenzwerten, Kalibriervorgaben und Messabläufen. Einheitliche europäische Standards würden die Qualitätssicherung und Vergleichbarkeit der Messungen verbessern.
Erweiterung auf weitere Schadstoffe: Der Vorschlag der EU-Kommission zur Überarbeitung der Richtlinie 2014/45/EU sieht unter anderem auch PN-Messungen für Benzin-Direkteinspritzer sowie NOx-Messungen vor – ein sinnvoller Schritt für umfassendere Emissionskontrolle.
Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele
Die modernisierte Abgasuntersuchung leistet bereits heute einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG 11.6.2). Gerade in urbanen Räumen hilft die PN-Messung, die Luftqualität zu verbessern und gesundheitliche Risiken zu reduzieren. Auch mit Blick auf die geplante EU-Luftqualitätsrichtlinie ist die technische Fahrzeugüberwachung ein zentrales Instrument, um Fahrverbote zu vermeiden und Emissionsgrenzwerte einzuhalten.