Berlin, 24. Juli 2025 – Der Sommer bringt Badewetter, hohe Temperaturen und Sonnenschein, birgt aber auch die Gefahr eines Sonnenbrandes. Besonders für Kinder kann eine „Dermatitis solaris“ gefährlich werden, da Kinderhaut besonders empfindlich ist: Die Hornschicht ist deutlich dünner, der körpereigene UV-Schutz noch nicht ausgereift. „Wenn Kinderhaut ungeschützt der Sonne ausgesetzt wird und es zu Sonnenbränden kommt, sprechen wir nicht von einem kleinen Risiko, sprechen wir nicht von einem kleinen Risiko, sondern eher von einem verborgenen Auslöser für mögliche ernsthafte gesundheitliche Spätfolgen“, sagt André Siegl, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband. „Sonnenbrände bei Kindern und Jugendlichen erhöhen nachweislich das Risiko für Hautkrebs im Erwachsenenalter.“ Laut Statistischem Bundesamt ist die Zahl der stationären Behandlungen wegen Hautkrebs in den vergangenen 20 Jahren um 88 Prozent gestiegen. Im Jahr 2023 mussten knapp 117.000 Menschen mit der Diagnose Hautkrebs ins Krankenhaus. Rund 4.500 sind daran gestorben, ein Anstieg um 61 Prozent im Vergleich zu 2003. Siegel: „Für Eltern bedeutet das: UV-Schutz bei Kindern ist elementarer Bestandteil eines verantwortungsvollen Gesundheitsschutzes.“ Was beim UV-Schutz für Kinder zählt und wie Eltern sichere Produkte erkennen: Der TÜV-Verband gibt Antworten.
Was gute UV-Schutzkleidung leisten muss
Bedeckte Haut ist besser vor UV-Strahlung geschützt, aber nicht jedes Kleidungsstück bietet zuverlässigen Sonnenschutz. Vor allem Baumwolle ist aufgrund seiner Materialeigenschaften nahezu durchlässig für UV-Strahlung, insbesondere wenn der Stoff hell, dünn oder nass ist. Deutlich wirksamer ist spezielle UV-Kleidung aus synthetischen Mikrofasern wie Polyester oder Polyamid. Der Stoff ist besonders dicht gewebt, trocknet schnell und bietet auch im nassen Zustand stabilen Schutz. „Am besten schützt ein dichter, elastischer Stoff mit hohem UPF-Wert, idealerweise in einem Schnitt, der möglichst viel Haut bedeckt und auch bei Bewegung nicht verrutscht“, sagt Siegl. UPF steht für Ultraviolet Protection Factor; ein Messwert, der angibt, wie viel UV-Strahlung durch das Material dringt. Ein UPF von 50 bedeutet: Nur 1/50 der Strahlung erreicht die Haut – also gerade einmal zwei Prozent. Auch Farbe und Verarbeitung spielen eine Rolle: Dunkle Töne wie Marineblau oder Rot absorbieren mehr UV-Strahlung als helle. Glänzende oder beschichtete Fasern können sie zusätzlich reflektieren.
Wer UV-Schutzkleidung für Kinder kauft, sollte nicht nur auf Farbe und Schnitt achten, sondern auch auf die Kennzeichnungen. Denn: Sobald ein Produkt mit UV-Schutz beworben wird und deren Anwendung danach ausgewiesen ist, fällt es unter die europäische Verordnung (EU) 2016/425 für persönliche Schutzausrüstung (PSA). In diesem Fall muss die Kleidung eine CE-Kennzeichnung tragen und der Hersteller ist verpflichtet, eine schriftliche Konformitätserklärung mitzuliefern. Die zugrunde liegende Norm ist DIN EN 13758-2. Sie legt fest, dass UV-Schutzkleidung nur dann als solche gelten darf, wenn sie einen UPF von mindestens 40 erreicht und maximal 5 Prozent UVA-Strahlung durchlässt. „Für Eltern ist das eine wichtige Orientierung: Fehlen CE-Kennzeichen und Konformitätserklärung, ist die UV-Aussage nach geltendem EU-Recht nicht nachgewiesen, auch wenn die Kleidung auf den ersten Blick hochwertig wirkt“, sagt Siegl. Noch verlässlicher ist das Prüfsiegel UV STANDARD 801. Es geht über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus und prüft den Stoff im realistischen Alltagseinsatz: also nass, gedehnt, mehrfach gewaschen und der Witterung ausgesetzt. Der angegebene Schutzfaktor basiert dabei auf dem schlechtesten gemessenen Wert. Auch TÜV-Unternehmen sind als unabhängige Prüfstellen für UV STANDARD 801 zugelassen und führen entsprechende Tests durch.
Auch Schadstofffreiheit ist ein Muss
Eltern sollten beim Kauf von UV-Schutzkleidung auch auf die Hautverträglichkeit achten, idealerweise auf das Label OEKO-TEX® STANDARD 100, am besten in Produktklasse I für Kleinkinder. Es schließt gesundheitsgefährdende Substanzen, wie Azo-Farbstoffe, Weichmacher oder Schwermetalle, aus. „UV-Schutz darf nicht auf Kosten der Hautverträglichkeit gehen“, sagt Siegl. „UV-Kleidung liegt beim Toben oder Planschen eng auf der Haut. Gerade dann ist es wichtig, dass sie nicht nur vor Strahlung schützt, sondern auch frei von potenziell schädlichen Chemikalien ist.“ Kinderhaut ist deutlich dünner und empfindlicher als die von Erwachsenen und nasse oder schwitzige Haut kann die Hautbarriere schwächen und kann somit die Aufnahme von Schadstoffe begünstigen. Das OEKO-TEX® STANDARD 100-Label bietet hier verlässliche Orientierung: Es prüft nicht nur den Stoff selbst, sondern auch Nähte, Etiketten, Reißverschlüsse und Aufdrucke auf mehr als 300 gesundheitsrelevante Substanzen.
UV-Schutz im Kinderwagen
Babys unter zwölf Monaten sollten grundsätzlich nicht direkter UV-Strahlung ausgesetzt werden. Die Haut von Säuglingen ist empfindlich und die körpereigene Wärmeregulation funktioniert noch nicht ausgereift. Viele Eltern greifen im Alltag zu schnellen Lösungen, etwa indem sie ein Musselintuch oder ähnliches über den Kinderwagen legen. „Viele Eltern meinen es gut, aber wenn ein Tuch oder eine Decke die Luftzirkulation verhindert, kann ein Hitzestau wie in einem Treibhaus entstehen“, warnt André Siegl. „Im Wageninneren können sich so auch an Sonnentagen mit gemäßigten 25 Grad schon nach wenigen Minuten Temperaturen über 40 Grad entwickeln. Das ist für ein Baby nicht nur unangenehm, sondern im schlimmsten Fall lebensgefährlich.“
Sicherer ist es, auf spezielle Kinderwagen-Sonnensegel oder Verdecke mit UV-Schutzfunktion zurückzugreifen. Sie bestehen aus atmungsaktiven Materialien, die Schatten spenden, aber gleichzeitig die Luft zirkulieren lassen. Wichtig ist hierfür die korrekte Befestigung: Das Segel sollte festsitzen, aber Sicht und Belüftung nicht behindern. „Ideal ist ein textiler Sonnenschutz mit UV STANDARD 801-Zertifizierung“, sagt Siegl. „So wissen Eltern, dass auch im gedehnten oder schräg gespannten Zustand noch ein wirksamer Schutz besteht.“ Ein zusätzliches Qualitätsmerkmal ist das GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit), das nicht nur die mechanische Sicherheit eines Produkts bescheinigt, sondern auch Materialprüfungen auf Haltbarkeit, Entflammbarkeit und Schadstoffe einschließt.
UV-Schutz im Auto
Was viele Eltern nicht wissen: Im Auto sind Kinder der UV-Strahlung schutzlos ausgeliefert. Gerade im Stau oder auf langen Urlaubsfahrten wird es für Kinder schnell zu heiß. „Die Windschutzscheiben in modernen Autos bestehen meist aus laminiertem Verbundglas mit UV-Filter und blockieren fast 100 Prozent der UVA- und UVB-Strahlung“, sagt Siegl. „Die Seitenscheiben sind jedoch eine oft unbemerkte Schwachstelle. Sie bestehen in der Regel nur aus gehärtetem Einscheibensicherheitsglas. UVA-Strahlen passieren diese problemlos und schädigen die Haut. Auch dann, wenn die Sonne gar nicht brennt.“ Daher sollten Eltern beim Autokauf darauf achten, dass die hinteren Seitenscheiben leicht getönt sind. Viele Hersteller bieten das als Sonderausstattung an.
Sinnvolle Schutzmaßnahmen sind darüber hinaus etwa Roll- oder Haftblenden mit UPF 50+, die sich flexibel anbringen und bei Bedarf abnehmen lassen. Eine dauerhafte Lösung bieten getönte Folien, die jedoch nur für die hinteren Fenster erlaubt sind. Wichtig: Die Folie muss eine Allgemeine Bauartgenehmigung (ABG) besitzen – erkennbar an der eingeprägten Prüfnummer. „Eltern sollten beim Einbau auf geprüfte Produkte achten und die ABG-Unterlagen im Fahrzeug mitführen, falls sie bei der Hauptuntersuchung oder einer Verkehrskontrolle benötigt werden“, sagt Siegl.
Sonnencreme: Unverzichtbar für vollständigen Schutz
Ohne Sonnencreme bleibt jeder UV-Schutz unvollständig. Vor allem an Körperstellen, die nicht durch Kleidung bedeckt sind, ist sie unverzichtbar. „Kinder ab etwa sechs Jahren können beim Eincremen mithelfen, sollten aber nicht allein verantwortlich sein“, sagt Siegl. „Sie vergessen leicht Stellen wie Ohren, Kniekehlen oder Fußrücken. Eincremen muss daher Elternsache sein.“ Für Kinder sollten Eltern zu Produkten mit hohem Lichtschutzfaktor ab LSF 50 greifen. Zur Orientierung: Bei heller Haut beträgt die Eigenschutzzeit, also die Zeit bis zum Sonnenbrand ohne Schutz, oft nur etwa 10 Minuten. Ein Produkt mit LSF 50 verlängert diesen Zeitraum theoretisch um das 50-Fache, also rund 500 Minuten. In der Praxis reduziert sich diese Zeit jedoch durch Bewegung, Reibung, Schweiß oder Wasser. Wichtig ist auch die Kennzeichnung „UVA im Kreis“. Sie zeigt an, dass der UVA-Schutz dem EU-Empfehlungsstandard entspricht. Gute Kinderprodukte sind zudem wasserfest, parfümfrei, dermatologisch getestet und speziell auf empfindliche Haut abgestimmt. Mineralische Filter (z. B. Zinkoxid, Titandioxid) gelten als besonders hautverträglich, insbesondere bei Kleinkindern.
Bei der Anwendung von Sonnencreme ist zu beachten:
- 30 Minuten vor dem Rausgehen sollte großzügig eingecremt werden.
- Für einen Kinderkörper braucht es etwa einen Teelöffel pro Körperzone – insgesamt ungefähr eine Hand voll.
- Alle zwei Stunden nachcremen, bei starkem Schwitzen oder Wasserkontakt auch häufiger.
- Wichtig ist: Nachcremen verlängert den Schutz nicht – es stellt ihn nur wieder her!
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben sind Daten des Statistischen Bundesamtes. Die Zahlen sind abrufbar unter: www.destatis.de